Unser Besuch in der Jawne mit Gedenkstunde am Löwenbrunnen

(Jana Eckhart, 9c) Im Rahmen der Aktionstage besuchte der Diff.-Kurs Englisch-Geschichte zusammen mit Frau Kremer die Gedenkstätte Jawne.

Dort, wo heute ein Ort zum Erinnern und Lernen ist, stand früher eine jüdische Schule, die Jawne, die noch in der Zeit des Nationalsozialismus vielen jüdischen Kindern einen Zufluchtsort bot.

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Begrüßt wurden wir von Herrn Dr. Lemaire, einem Mitarbeiter des Gedenkortes Jawne, der uns zunächst einiges über die Schule erzählte. Anschließend zeigte er uns, wo genau früher das Schulgebäude stand. Dieses wurde im Krieg nämlich bei einem Bombenangriff komplett zerstört. Bevor wir in den Innenbereich des Gedenkortes gingen, betrachteten wir noch den davorstehenden Löwenbrunnen. Dieser wurde von einem ehemaligen Schüler der Jawne mitgestaltet. Auf dem Brunnen ist die Figur eines Löwen zu sehen, der sich verzweifelt zum Himmel reckt. Rund herum stehen die 1.100 Namen der jüdischen Kinder aus Köln und Umgebung, die im Holocaust ums Leben gekommen sind. Für uns alle war es sehr bedrückend, diese Namen zu lesen, da man immer daran denken musste, dass dies alles ganz normale Kinder waren, die von den Nationalsozialisten ermordet worden sind.

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Als wir schließlich im Gedenkort waren, erfuhren wir vieles über Manfred Simon, ebenfalls einem ehemaligen Schüler, der 1939 als Jude vor den Nationalsozialisten nach Amerika fliehen konnte. Wir sahen uns Interviews mit ihm an und erarbeiteten anschließend in Kleingruppen die verschiedenen Phasen seines Lebens in Köln. Es ging einmal um seine frühe Kindheit, außerdem um seine Schulzeit und um seine Erinnerungen an die Reichsprogromnacht. Manfred Simon erzählte in den Interviews zum Beispiel von seinen früheren Lehrern und Schulfreunden, er war unter anderem sehr gut mit dem Sohn des Schulleiters, Erich Klibansky befreundet. Herr Klibansky schaffte es von 1938 bis 1939 durch Kindertransporte, 130 jüdischen Kindern das Leben zu retten, indem er ihnen eine Einreise nach England ermöglichte. Er selbst und seine Familie überlebten leider nicht, sie wurden mit vielen anderen Juden aus Köln 1942 erschossen.

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Unsere Aufzeichnungen und Plakate über Manfred Simon dienten auch als Vorbereitung für den folgenden Tag. Da der 27. Januar, als Befreiungsdatum des Vernichtungslagers Auschwitz, deutschlandweit der offizielle Holocaust-Gedenktag ist, gab es an diesem Tag auch in der Jawne eine Gedenkveranstaltung. Dort haben wir unsere Ergebnisse über Manfred Simons Leben präsentiert.   Da wegen Corona leider nicht der ganze Kurs dabei war, sind wir mit nur vier Schüler*innen zu der Veranstaltung gegangen. Sie fand draußen, vor dem Löwenbrunnen statt. Neben uns waren noch Vertreter der Stadt, der Kirchen und der Synagogen-Gemeinde sowie ein Oberstufenkurs vor Ort. Besonders beeindruckend waren die Worte von Rabbiner Yechiel Brukner. Er erzählte zum Beispiel von seinem Vater, der das Konzentrationslager Buchenwald überlebt hatte, und sprach über den Staat Israel und wie dieser mit dem Holocaust zusammenhängt. Zudem lobte Rabbiner Brukner den Einsatz von uns Schüler*innen und ermutigte uns „die Fackel des Gedenkens an andere weiterzugeben“. Zum Schluss trat noch ein jüdischer Kantor auf, der einen Psalm auf Hebräisch vorlas, ein Klagelied sang und zudem die Namen verschiedener Konzentrations- und Vernichtungslager auflistete. Die Veranstaltung war wirklich sehr ergreifend.

Abschließend kann ich sagen, dass wir bei unserem Besuch in der Jawne sehr viel über den Holocaust und über das Schicksal einzelner Juden gelernt haben. Wir sind uns einig, dass es wichtig ist daran zu erinnern, damit die Gräueltaten der Nationalsozialisten nicht in Vergessenheit geraten.


(KM) Noch eine kurze Anmerkung: Herr Manfred Simon, der mittlerweile 94 Jahre alt ist und in Florida lebt, hat von unserem Vortrag auf der Gedenkveranstaltung erfahren. Er hat uns angeboten, dass wir gerne mit ihm in Kontakt treten können: Am 1.3.2022 findet unser erstes Zoom Meeting mit Herrn Simon statt!