Zoom-Meeting mit dem Rapper Ben Salomo

(Nanami Hoffmann/Claire Dionisius, 8B) Am Donnerstag, es ist der 13.1.2022, 8 Uhr, sitzen wir Schülerinnen und Schüler der Klasse 8B zuhause an unseren Handys oder PCs.

Es ist unsere Geschichtsstunde bei Frau Kremer. Dank der Friedrich-Naumann-Stiftung haben wir ein Zoom- Meeting mit Ben Salomo und wegen der Corona-Beschlüsse geht das am besten online. Wir hätten ihn lieber „live“ gesehen, aber so geht‘s auch. Seine Interview-Partnerin Vivian stellt die Fragen und leitet das Gespräch.

Erst mal zur Person. Wer ist Ben Salomo überhaupt? Eigentlich heißt er Jonathan Kalmonovich und wurde 1977 in Israel geboren. Als er vier Jahre alt war, zog er mit seiner Familie nach Berlin. Bei seiner „Bar-Mizwa“ wurde er auf den Namen Ben Salomo, das bedeutet „Sohn des Friedens“, getauft. Er wurde ein ziemlich bekannter Rapper und Hip Hopper, veröffentlichte mit Freunden verschiedene Rap-Produktionen und hatte ein sehr beliebtes Internet-Fernseh-Format „Rap am Mittwoch“, das regelmäßig gesendet wurde. Seit seiner Zeit als Musiker benutzt er den Namen Ben Salomo als seinen Künstlernamen.

Wir hören gespannt zu, als Salomo uns von seiner Kindheit in Berlin erzählt. Als kleiner Junge spielte sein „Jüdisch sein“ für ihn überhaupt keine Rolle. Er hatte einen besten Freund, mit dem er viel Quatsch machte. Erst nachdem sein bester Freund zufällig herausfand, dass Salomo Jude war und zusammen mit anderen Kindern aus dem Viertel anfing, ihn zu verprügeln und auszugrenzen, fühlte er sich angefeindet und überlegte sich Strategien, wie er den Diskriminierungen aus dem Weg gehen konnte. So gab er sich eine Zeitlang als Italiener aus, weil die in seinem Viertel ziemlich beliebt waren. Aber als er etwas älter wurde, hatte er dieses „Versteckspielen“ satt.

Salomo beginnt über seine Zeit als Musiker (da ist er ungefähr zwanzig) zu erzählen. In seinen Texten grenzt er sich schon immer von den Texten und dem Auftreten der meisten Rapper ab, die zum größten Teil gewaltverherrlichend sind. Es kommt vor, dass er während seiner Auftritte beleidigt wird, weil er Jude ist.

So wie Salomo es schildert, können sicher die meisten von uns verstehen, dass er sich seit 2018 ganz aus der Rap- und Hip-Hop-Szene zurückgezogen hat. Er will ein Zeichen setzen. Der Antisemitismus im Rap, die Verherrlichung von Islamismus, Terrorismus und Gewalt breiten sich mehr und mehr aus. Er sieht das als sehr große Gefahr. Er will die Fan-Szene empfindsamer machen für das, was sie sich anhören und ansehen. Deshalb beschließt er, in die Schulen zu gehen und die Jugendlichen mit konkreten Beispielen zu konfrontieren. Sie sollen ein Gespür dafür kriegen, wo sich Antisemitismus und Gewaltverherrlichung überall verstecken.

Salomo zeigt uns Ausschnitte aus einem Video des Rappers Sadiq. Darin treten zum Beispiel Personen auf, die Tücher tragen wie die Al-Aqsa-Brigaden. Das ist eine radikale palästinensische Organisation.

Er nennt verschiedene Verschwörungstheorien, z.B., dass die Juden hinter dem Corona-Impfstoff stecken und damit die Menschen vergiften wollen und mit ihrem Riesenvermögen (Rothschild-Theorie) die Welt beherrschen wollen. Solche „Codes“ sind in den Texten so geschickt versteckt, dass die meisten Jugendlichen sie nicht erkennen und damit praktisch „zugeballert“ werden. Salomo erzählt, dass man sich in einigen Städten nicht mehr sicher fühlt, wenn man mit einer „Kippa“ oder einem Davidsternkettchen als Jude erkannt wird. Er erzählt auch, dass es Verschwörungstheorien schon im Mittelalter gab, als man sich den Ausbruch der Pest damit erklärte, dass die Juden die Brunnen vergiftet hätten.

Diese Verbreitung von „Narrativen“ geht heute durch die sozialen Medien besonders schnell. Salomo lässt uns raten, wie viel Juden es gibt und wir sind erstaunt, dass es nur 0,2 % (14,4 Millionen) der Weltbevölkerung sind, von denen die meisten in Israel leben.

Einige von uns stellen noch ein paar persönliche Fragen zu seiner Familie, auf die Salomo sehr ausführlich antwortet.

Wir haben viel erfahren und es war spannend, Salomo zuzuhören. Vor allem haben wir aber auch gelernt, wie verbreitet der Antisemitismus auch heute noch ist. Und, dass auch wir etwas dagegen tun können, indem wir zum Beispiel Rap Texte genauer untersuchen, bevor wir sie einfach so mitsingen ohne, dass wir wissen, wovon sie handeln.

Von daher bedanken wir uns ganz herzlich bei Ben Salomo dafür, dass er so viele seiner persönlichen Erinnerungen und Erlebnisse mit uns geteilt hat und, dass er sich die Zeit genommen hat, sich so intensiv mit uns zu diesem Thema auseinanderzusetzen.

(c) Foto Ben Salomo: Wikimedia Commons