Erinnerungskultur - mehr als ein großes Wort

(Hanna Buhl, Q1) Erinnerungskultur ist ein großes Wort. Was tut man eigentlich, wenn man Erinnerungskultur pflegt?

Gibt es vielleicht Lücken? Und was können wir als junge Menschen tun, um beizutragen?

Mit solchen oder ähnlichen Fragen wurde am Montag, dem 28. Januar, der erste jemals am Schiller Gymnasium veranstaltete "Tag gegen Rechtsextremismus" eingeleitet.
Ungefähr zwei Monate hatten wir (Projektkurs Geschichte der Q1 mit Herrn Lux) Ideen gesammelt und organisiert. Das Besondere: Alles kam von Schülern für Schüler. Grobe Entwürfe zum Aula-Programm und Unterrichtsgestaltung wurden mit kreativen Ideen gefüllt und entwickelten sich langsam aber sicher zu einem vielfältigen Programm, das von Herzen kam. Unser Wunsch war es, möglichst viele Schüler miteinbeziehen zu können und etwas Tiefgründiges zu schaffen. Dabei waren wir nicht alleine. Außer Herrn Lux wirkten der Geschichts-LK der Q2, der Projektkurs Praktische Literatur der Q1 und einzelne Musiker aus den Jahrgangsstufen 8 und 9 an der Veranstaltung mit. Unterstützung kam praktisch von allen Seiten, sogar ein professioneller Pressesprecher stand uns in der Vorbereitung für eine Doppelstunde zur Seite.

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Warum gerade jetzt ein Tag gegen Rechtsextremismus? Das Datum unserer Veranstaltung war mit Bedacht gewählt, denn am 27. Januar jährte sich die Befreiung des Konzentrationslagers Auschwitz durch die Rote Armee 1945. Heute ist der 27. Januar ein bundesweiter Gedenktag, der tatsächlich den Wenigsten bekannt ist, wie wir in einer Umfrage quer durch unsere Sülzer Umgebung feststellen konnten. Das wollten wir ändern.
Das Endergebnis präsentierte sich in zwei Teilen. Höchst pünktlich zur ersten Stunde machten sich Schüler und Schülerinnen des Projektkurses und des Leistungskurses in die Klassen der Jahrgangsstufen 8 und 9 auf, um im Rahmen einer vom LK vorbereiten Unterrichtseinheit den Holocaust und dessen Gedenken zu thematisieren. Von Schüler zu Schüler sollte ein Gespräch entstehen, denn wir wollten nicht nur Vergangenheit besprechen, sondern auch die Vorschläge und Gedanken zur Zukunft, zu dem was sein kann und sein wird, hören. Trotz anfänglicher Schüchternheit beim ein oder anderen kamen im Laufe der Doppelstunde reflektierte und komplexe Beiträge zusammen, von denen wir beeindruckt waren.
Anschließend begann in der 3. Stunde das Programm in der Aula, was sich an die Oberstufe richten sollte, moderiert vom Projektkurs. Besonders stolz waren wir über unsere Ehrengäste: eingeladen waren drei außergewöhnliche Menschen, die alle auf ihre Art einen starken Bezug zum Thema haben. Herr Gerhard Wiese, Bundesverdienstkreuzträger und Großvater von zwei Schülerinnen des Schiller-Gymnasiums, war als Oberstaatsanwalt maßgeblich an den Auschwitz Prozessen beteiligt. Trotz seines fortgeschrittenen Alters erklärte sich Herr Wiese nicht nur zur Teilnahme an der Podiumsdiskussion, sondern auch zu einem eigenen Vortrag bereit. Ebenfalls eingeladen war Martin Sölle, Kölner Buchhändler und Mitgründer des Centrums Schwule Geschichte, welches sich u.a. der Aufarbeitung der Verfolgung Homosexueller im Dritten Reich widmet. Sein Buchladen in Ehrenfeld wurde mit dem Deutschen Buchhandlungspreis geehrt. Herr Sölle selbst erhielt für seinen Beitrag zur Erinnerungskultur im Dezember 2018 das Bundesverdienstkreuz. Als dritten Gast durften wir Herrn Andreas Wolter begrüßen, der nicht nur Herr Scheferhoffs Ehemann, sondern auch Politiker der Grünen und Stellvertreter der Kölner Oberbürgermeisterin ist.
Die Podiumsdiskussion, geführt mit unseren Gästen durch den Projektkurs, sollte also den Hauptprogrammpunkt bilden. Im direkten Anschluss gab es für die Oberstufe die Möglichkeit, Fragen zu stellen. Diese wurde auch von einer größeren Gruppe wahrgenommen. Mit durchaus kritischen Fragen demonstrierten die Schillerschüler nicht nur ihr Wissen zu angesprochenen Themenbereichen von Vergangenheit bis zu aktuellen Geschehnissen, sondern gaben den Gästen auch ihre Sicht auf Missstände in der Politik der Gegenwart zu verstehen.
Weitere Programmpunkte waren das Theaterstück des Praktischen Literaturkurses unter Leitung von Herrn Neuerburg und die Interpretation von „Weiße Wand“ durch Romy Grütter, Yves Wery und Jonas Klunkert. Das Lied von AnnenMayKantereit weist gleich doppelten Bezug zu unserer Veranstaltung durch den politischen Inhalt des Liedes und den Status der Band als ehemalige Schillerschüler auf. Alle Programmpunkte formten den Tag zu dem, was er sein sollte.
Trotz kleiner technischer Probleme oder Versprecher beim Theaterstück konnte der Tag gegen Rechtsextremismus als großer Erfolg verbucht werden. Etwas zu verbessern gibt es immer. Aber viel entscheidender ist, dass wir einen Anfang gemacht haben. Zu lernen, sich hinter Dinge zu klemmen, die einem etwas bedeuten, ist die Essenz unser aller Entwicklung. Und wenn es um Ungerechtigkeit in der Gesellschaft und unsere Zukunft geht, können wir gar nicht laut genug sein.
Wir danken allen Schülern und Lehrern, besonders Herrn Lux, die uns bei der Organisation unterstützt und selbst mitgewirkt haben; wir danken unseren Gästen für ihr Kommen und den Austausch mit uns und wir danken unseren Mitschülern, die so respektvoll mit einem so sensiblen Thema umgegangen sind. Der „Tag gegen Rechtsextremismus“ hat uns sehr stolz gemacht.
 
Der Projektkurs
Hanna Buhl