Unterschiedliche Religionen kennenlernen
(SI) Am frühen Donnerstagmorgen machte sich der Kurs Praktische Philosophie der 6. Klassen auf den Weg in die Synagoge in der nahegelegenen Roonstraße.
Im Rahmen der Unterrichtsreihe „Leben und Feste in unterschiedlichen Religionen“ gewannen die Schülerinnen und Schüler einen Einblick in das Christentum, den Islam und das Judentum. Da das Judentum eine der ältesten Religionen der Welt ist und sich andere große Weltreligionen darauf begründen, erwarteten die Kinder die Führung in der Synagoge sehnsüchtig.
Zu Beginn lernten die Schüler und Schülerinnen, dass es vor der NS-Zeit acht weitere Synagogen in Köln gab. In einer Vitrine konnten die Kinder eines der wenigen Überbleibsel, die Torarolle aus der Synagoge in der Glockengasse, betrachten. Besonders die Rettung der Schriftrolle beeindruckte die Kinder sehr: Gustav Meinertz, ein katholischer Priester, rettete die aus dem Jahre 1902 stammende Torarolle während des Novemberprogroms 1938 und unter Anwesenheit hunderter SA-Leute aus der brennenden Synagoge in der Glockengasse. Als Motiv für diese Tat gab er an: „Hier wird nicht nur die Bibel der Juden zerstört, sondern auch die Bibel der Christen“ (vgl.: rheinische-geschichte.lvr.de).
Bevor es dann in den großen Gemeinderaum der Synagoge ging, waren die Jungen angewiesen, ihren Kopf zu bedecken. Obwohl alle an eine Mütze oder Kappe gedacht hatten, wollten sie lieber eine Kippa tragen. Traditionell tragen jüdische Männer und Jungen eine Kippa als eine Art Symbol ihrer Ehrfurcht und Demut gegenüber Gott. Frauen hingegen müssen ihren Kopf nicht zwingend bedecken.
Die Kinder erfuhren, dass Frauen eine sehr wichtige Rolle im Judentum spielen, da man nur über die Mutter ins Judentum geboren werden kann. Außerdem waren sie schwer von den Erzählungen zur „Bar Mizwa“, die Feier zur religiösen Mündigkeit für Jungen, beeindruckt. Im Alter von 13 Jahren feiert jeder Junge seine Bar Mizwa und liest vor der Gemeinde aus der Tora vor. Anschließend wird er mit einem „süßen Regen“, bestehend aus vielen Bonbons, von der Empore des Gemeinderaums überschüttet.
Mit der ein oder anderen Kippa und einigen Erzählungen im Gepäck machte sich der Kurs schließlich wieder auf den Rückweg.